Kreuzfahrtranking 2022: NABU mahnt, drängelt und widerspricht sich selbst

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Seit 2012 ver­öf­fent­licht der Natur­schutz­bund Deutsch­land (NABU) jähr­lich ein Kreuz­fahr­t­ran­king. Schon seit Beginn der Ver­öf­fent­li­chun­gen ist das Ergeb­nis eher ambi­va­lent. Es wird zwar regel­mä­ßig eine Ree­de­rei mit einem ers­ten Platz aus­ge­zeich­net, um das Enga­ge­ment in Sachen Umwelt- und Natur­schutz zu wür­di­gen, die eigent­li­che „Küchen­zu­ruf“ ist aber genau­so regel­mä­ßig, „dass die Ree­de­rei­en immer noch viel zu wenig tun, um Umwelt, Gesund­heit und Kli­ma zu schüt­zen.“

So auch in die­sem Jahr, in dem in die­ser Woche das 10. Kreuz­fahr­t­ran­king ver­öf­fent­licht wur­de.

Hur­tig­ru­ten Nor­way steht dies­mal an ers­ter Stel­le, das ist nach Auf­spal­tung der Hur­tig­ru­ten Group in eine Post­schiff-Ein­heit und eine Expe­di­ti­ons­ein­heit, der Teil mit 11 Post­schif­fen, von denen in der Tat eini­ge schon reno­viert wur­den, wie aktu­ell die Richard With und zuvor die Otto Sver­drup, aber der gro­ße Teil noch auf die Reno­vie­rung war­tet. Der Zeit­plan reicht bis 2030.

Sön­ke Die­se­ner, NABU-Kreuz­fahrt­ex­per­te, dazu: „Dass Hur­tig­ru­ten als Gewin­ner dasteht, zeigt, dass Kreuz­fahr­ten auf fes­ten Rou­ten ent­lang der Küs­ten die not­wen­di­gen Kli­ma- und Umwelt­maß­nah­men bere­chen­ba­rer und damit leich­ter umsetz­bar machen.“

Man hät­te als Begrün­dung ja eher erwar­tet, dass man von­sei­ten des NABU den Bio-Fuel-Ein­satz wür­digt, oder die Nut­zung von Land­strom. Wird mög­li­cher­wei­se auch getan, ist dem Ergeb­nis aber nicht zu ent­neh­men.

Ermittlung der Rankings nicht transparent

In den ver­gan­ge­nen 10 Jah­ren sind die Ran­kings jedes Jahr nach einer ande­ren Gewich­tung zusam­men­ge­stellt wor­den, die sel­ten trans­pa­rent war.

Bei der Gegen­über­stel­lung der Ran­kings aus 2020 und 2022 (2021 wur­de wegen der Fol­gen der Pan­de­mie auf ein Ran­king ver­zich­tet) fal­len die sehr unter­schied­li­chen Plat­zie­run­gen und Bewer­tun­gen auf.

Eigener Zeitplan dem NABU zu langsam

Laut NABU basie­re das Ran­king auf der Road­map, die 2021 ver­öf­fent­licht wur­de. Die­se sieht einen ers­ten Mei­len­stein erst im Jahr 2023 vor. Den­noch lässt sich Leif Mil­ler, NABU-Bun­des­ge­schäfts­füh­rer zitie­ren: „Nur wer heu­te aus dem Schwer­öl aus­steigt und für alle neu­en Schif­fe Null-Emis­sio­nen als Stan­dard vor­sieht, kann glaub­haft machen, dass die Ankün­di­gun­gen für eine kli­ma­neu­tra­le Zukunft ernst gemeint sind.“

Es geht dem NABU offen­bar auch nach der eige­nen Road­map zu lang­sam.

Der Fahr­plan steht bei den meis­ten Ree­de­rei­en gar nicht mal infra­ge. Aller­dings sehen die gro­ßen Ree­de­rei­en den End­punkt erst 10 Jah­re spä­ter. Der Ein­satz von nahe­zu kli­ma­neu­tra­len Schif­fen wird von ein­zel­nen Unter­neh­men aber für 2030 ange­peilt.

NABU und Kreuz­fahrt­bran­che lie­gen gar nicht so weit aus­ein­an­der. Sowie­so haben die Tou­ris­tik­un­ter­neh­men längst erkannt, dass Umwelt­schutz kein Lip­pen­be­kennt­nis mehr sein darf. Daher wird auch in neue Tech­nik inves­tiert. Die Umset­zung benö­tigt jedoch Zeit.

Zeit, die aus Sicht des NABU fehlt. Sön­ke Die­se­ner, NABU-Kreuz­fahrt­ex­per­te: „Für uns heißt das, wir brau­chen flä­chen­de­ckend stren­ge­re Geset­ze, um in der gesam­ten Bran­che eine ver­gleich­ba­re Ent­wick­lung zu for­cie­ren. Dazu zäh­len ein gene­rel­les Schweröl­ver­bot, eine Land­strom­pflicht und eine E‑Fuels-Quo­te genau­so wie stren­ge­re Effi­zi­enz­vor­ga­ben und die groß­flä­chi­ge Aus­wei­sung von Null- und Nied­rig-Emis­si­ons­ge­bie­ten auf See.“



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