Wie die Kreuzfahrtreeder auf aktuelles Nabu-Ranking reagieren

In dieser Woche hat der Naturschutzbund (Nabu) sein alljährliches Kreuzfahrtranking vorgestellt. Auf den ersten Plätzen der Reedereien, die nach Meinung der Umweltschützer am ehesten etwas gegen steigende Treibhausgasemissionen und starke Luftverschmutzung unternehmen, sind die norwegischen Anbieter Havila und Hurtigruten. Jetzt hat sich die Cruise Lines International Association (CLIA), der Zusammenschluss der meisten Kreuzfahrtreedereien dazu geäußert.

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In der mitt­ler­wei­le elf­ten Auf­la­ge des Kreuz­fahrt-Ran­kings des Nabu loben die Umwelt­schüt­zer den Ver­zicht von Schwer­öl, die Ver­wen­dung von Land­strom sowie wei­te­re Effi­zi­enz- und Kli­ma­schutz­maß­nah­men. Havila und Hur­tig­ru­ten nut­zen inner­halb ihrer Flot­ten bereits Bat­te­rien. Der Nabu betont aber zugleich auch: „Havila und Hur­tig­ru­ten aus Nor­we­gen sind noch deut­lich von einer Kreuz­fahrt mit gutem Gewis­sen ent­fernt.“

Posi­tiv zu erwäh­nen sei, so der Nabu, dass sich kein Unter­neh­men mehr her­aus­neh­me, kei­ne Maß­nah­men zur Emis­si­ons­min­de­rung zu ergrei­fen – das Mit­tel­feld des Ran­kings rücke daher zusam­men. Zwi­schen den Ree­de­rei­en, aber auch inner­halb der Flot­ten der Unter­neh­men, gebe es wei­ter­hin gro­ße Unter­schie­de. Ins­be­son­de­re vie­le Bestands­schif­fe wür­den kaum sau­be­rer. Dies gel­te auch für die deut­schen Mar­ken wie AIDA und TUI Crui­ses. Ver­bes­se­run­gen wür­den fast nur auf neu­en Schif­fen umge­setzt, kri­ti­sie­ren die Umwelt­schüt­zer. Die dor­ti­gen Inno­va­tio­nen sichern AIDA Crui­ses aber den­noch den Spit­zen­platz unter den Ree­de­rei­en mit gro­ßen Schif­fen. TUI Crui­ses lan­de­te auf Platz drei.

Nabu: Kleinere Kreuzfahrtschiffe Vorreiter bei Klima- und Umweltschutz

Übri­ge Mar­ken des Car­ni­val-Kon­zerns, wie Prin­cess, Car­ni­val Crui­se Line oder Cunard lan­den im aktu­el­len Ran­king auf dem letz­ten Platz. Ins­ge­samt hat der Nabu nach eige­nen Anga­ben Ant­wor­ten von 20 Unter­neh­men aus­ge­wer­tet, die mit ihren Kreuz­fahrt­schif­fen in euro­päi­schen Gewäs­sern unter­wegs sind.

Für die Umwelt­schüt­zer sind die Anbie­ter klei­ne­rer Kreuz­fahrt­schif­fe zu Vor­rei­tern bei Kli­ma- und Umwelt­schutz gewor­den. „Neben tech­ni­schen Lösun­gen ist hier ins­be­son­de­re eine ambi­tio­nier­te und gleich­zei­tig kla­re poli­ti­sche Regu­lie­rung in Nor­we­gen ver­ant­wort­lich. Dort wur­de durch stren­ge Vor­ga­ben ein Inno­va­ti­ons­schub aus­ge­löst, des­sen Resul­tat schon bald kli­ma­neu­tra­le Kreuz­fahr­ten sein könn­ten. Land­strom, Bat­te­rien und E‑Fuels auf Basis von grü­nem Was­ser­stoff wer­den auch andern­orts die Grund­la­ge dafür bil­den. Die kürz­lich im Zuge des EU-Green Deals ver­ab­schie­de­ten Vor­ga­ben set­zen hier­für einen guten Rah­men für die gesam­te Schiff­fahrt“, heißt es in der Nabu-Mit­tei­lung. Für Kreuz­fahrt­schif­fe bie­te ins­be­son­de­re grü­nes Metha­nol eine Mög­lich­keit zum kli­ma­neu­tra­len Betrieb. TUI Crui­ses und Nor­we­gi­an Crui­se Lines haben Schif­fe bestellt, die auf die­se Mög­lich­keit set­zen.

„Es ist sehr zu begrü­ßen, dass die Ers­ten end­lich einen Weg Rich­tung Kli­ma­neu­tra­li­tät gefun­den haben. Nun muss das Tem­po anzie­hen und vie­le Nach­ah­mer fin­den“, so Sön­ke Die­se­ner, Nabu-Schiff­fahrts­exper­te. Um ihren Anteil zum Errei­chen der Pari­ser Kli­ma­zie­le zu leis­ten, müs­se die Bran­che aber schon kurz­fris­tig die Emis­sio­nen dras­tisch sen­ken. „Tat­säch­lich stei­gen die­se aber wei­ter an. Beson­ders besorg­nis­er­re­gend ist der star­ke Anstieg der Methan­emis­sio­nen durch die LNG-Nut­zung. Die­se sind über 80-mal kli­ma­schäd­li­cher als CO₂. Wer hier von einer Brü­cken­tech­no­lo­gie spricht, der ver­schließt die Augen vor den viel­fäl­ti­gen Pro­ble­men von LNG, vor natur­schäd­li­chem Frack­ing und dem Kli­ma-Kil­ler Methan“, sagt Die­se­ner.

CLIA: Ehrgeiz der Reeder bei Umwelt- und Klimaschutz übertrifft Regierungsziele

In einer vom Deutsch­land-Direk­tor der Crui­se Lines Inter­na­tio­nal Asso­cia­ti­on (CLIA), Hel­ge Gramm­er­storf, unter­zeich­ne­ten Pres­se­er­klä­rung, beto­nen die ange­schlos­se­nen Ree­de­rei­en, die Kreuz­fahrt­in­dus­trie täti­ge enor­me Inves­ti­tio­nen, um eine der nach­hal­tigs­ten For­men der Urlaubs­rei­se zu wer­den, indem sie ihren öko­lo­gi­schen Fuß­ab­druck in Bezug auf Emis­sio­nen und Abfall­ma­nage­ment reud­zie­re.

Die CLIA-Mit­glieds­ree­de­rei­en haben sich Gramm­er­storf zufol­ge ver­pflich­tet, bis zum Jahr 2050 welt­weit eine koh­len­stoff­freie Kreuz­fahrt anzu­bie­ten. Die­ser bran­chen­wei­te Ehr­geiz über­tref­fe die von Regie­run­gen auf natio­na­ler und inter­na­tio­na­ler Ebe­ne gesetz­ten Zie­le, ein­schließ­lich der Inter­na­tio­na­len Mari­ti­men Orga­ni­sa­ti­on und der lang­fris­ti­gen Zie­le der EU, ein koh­len­stoff­neu­tra­ler Kon­ti­nent zu wer­den.

Schon heu­te, so die CLIA, erpro­ben Kreuz­fahrt­un­ter­neh­men den Ein­satz erneu­er­ba­rer, nicht fos­si­ler Kraft­stof­fe. Zudem sol­len mehr als 15 Pro­zent der Kreuz­fahrt­schif­fe, die in den nächs­ten fünf Jah­ren in Dienst gestellt wer­den, mit Brenn­stoff­zel­len oder Bat­te­rien aus­ge­stat­tet sein, um eine hybri­de Ener­gie­er­zeu­gung zu ermög­li­chen, die in Spit­zen­zei­ten zusätz­li­che Ener­gie lie­fert, sobald die Tech­no­lo­gie ver­füg­bar ist.

Die CLIA hebt in dem Zusam­men­hang auch die Bemü­hun­gen rund um die Land­strom­ver­sor­gung von Schif­fen in den Häfen her­vor, die zu einer wei­te­ren erheb­li­chen Emis­si­ons­re­du­zie­rung sowie zu Ener­gie- und Kraft­stoff­ein­spa­run­gen füh­ren. Da die Kreuz­fahrt­ge­sell­schaf­ten wei­ter­hin in die Aus­rüs­tung ihrer Schif­fe mit Land­stro­m­an­schlüs­sen inves­tie­ren, for­de­re man von den Behör­den, der Ein­rich­tung von Land­strom­in­fra­struk­tu­ren in ihren Häfen Vor­rang ein­zu­räu­men. Noch immer gebe es zu wenig Anschlüs­se.

Ein posi­ti­ves Bei­spiel bei Land­strom­ver­sor­gung bleibt wei­ter­hin Ham­burg. In die­sem Jahr hat ein Drit­tel der ent­spre­chend aus­ge­rüs­te­ten Kreuz­fahrt­schif­fe ihre Ener­gie über die Land­strom­an­la­ge am Crui­se Cen­ter Alo­na bezo­gen. Das teil­te die Ham­burg Port Aut­ho­ri­ty der Deut­schen Pres­se­agen­tur mit. Die bei­den ande­ren Ter­mi­nals, Stein­wer­der und Hafen­ci­ty, sol­len im Herbst bezie­hungs­wei­se im Früh­jahr 2025 Land­strom anbie­ten kön­nen. An den Con­tai­ner­ter­mi­nals der Elb­me­tro­po­le soll zudem dem­nächst ein Test­be­trieb begin­nen. Ham­burg wäre dann der ers­te Hafen Euro­pas, der sowohl für Kreuz­fahrt­schif­fe als auch für gro­ße Con­tai­ner­schif­fe eine Land­strom­ver­sor­gung bie­tet.



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