Surfen auf Kreuzfahrt: Starlink-Internet bald branchenweit im Einsatz, Zweifel an Leistungsversprechen

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Kurz vor Ostern hat nun auch die Nor­we­gi­an Crui­se Line Hol­ding ange­kün­digt, alle 29 Schif­fe von NCL, Ocea­nia Crui­ses und Regent Seven Seas Crui­ses mit Space X Star­link Inter­net aus­zu­stat­ten. Zuvor hat­ten bereits die Roy­al Carib­be­an Group und Car­ni­val Cor­po­ra­ti­on die Nut­zung von Elon Musks Satel­li­ten-Netz­werk ange­kün­digt.

Ob das Geschwin­dig­keits­ver­spre­chen und die erhoff­te Leis­tung des Inter­nets auf hoher See auch für Gäs­te und Ree­de­rei­en zur Ver­fü­gung steht, scheint nun frag­lich. Welt­weit hat das Star­link-Netz­werk der­zeit mit sin­ken­der Down­load­ge­schwin­dig­keit zu kämp­fen — was wohl iro­ni­scher­wei­se mit dem Erfolg des Inter­net­diens­tes zusam­men­hängt.

Speed­tests in den USA sol­len im zwei­ten Quar­tal 2022 etwa 62 MBit/s erge­ben haben. Dar­über berich­tet das Fach­ma­ga­zin Golem.de. Auch in Deutsch­land und in Kana­da sol­len die Raten sin­ken. In einer Modell­rech­nung wird ermit­telt, dass in Zukunft pro Nut­zer nur eine Leis­tung von 5 MBit/s übrig blei­ben könn­te, abhän­gig von der Gesamt­nut­zer­zahl und Kapa­zi­tät der jewei­li­gen Satel­li­ten­ab­de­ckung.

Gäs­te an Bord der Roy­al Carib­be­an Flot­te haben im März 2023 von sin­ken­den Surf­ge­schwin­dig­kei­ten berich­tet.

Star­link selbst hat zwi­schen­zeit­lich neue Richt­li­ni­en zur Nut­zung des Ser­vices erlas­sen. Dar­in heißt es unter ande­rem: „Unter­neh­mens- und Mobi­li­täts­kun­den, die ihre für bevor­zug­te Zugän­ge gel­ten­den Daten­li­mits aus­ge­schöpft und kei­ne zusätz­li­chen Daten erwor­ben haben, wer­den lang­sa­me­re Geschwin­dig­kei­ten und redu­zier­te Leis­tung erfah­ren.“

Anwen­dun­gen wie Strea­ming von Vide­os, Gam­ing oder sons­ti­ge Anwen­dun­gen mit hohen Band­brei­ten­an­for­de­run­gen wer­den bei Errei­chen des Daten­li­mits nicht mehr mög­lich sein.

Unbe­grenz­tes Sur­fen zu einem güns­ti­gen Preis wird Star­link auf hoher See damit wohl nicht zur Ver­fü­gung stel­len, es sei denn, man kauft die nöti­ge Band­brei­te hin­zu, um einen bevor­zug­ten Zugang zum Ser­vice zu erhal­ten. Zuvor müss­ten jedoch die Ree­de­rei­en genü­gend Band­brei­te ein­ge­kauft haben und die­se den Gäs­ten auch zur Ver­fü­gung stel­len.

Zahl der Satelliten unter Plan

Seit Mai 2019 baut SpaceX das Netz­werk suk­zes­si­ve auf. 3.700 Satel­li­ten sol­len der­zeit im Orbit krei­sen. Mit­tel­fris­tig sol­len es rund 30.000 Satel­li­ten nur für SpaceX sein. Laut Golem.de ist Anfang April ein Satel­lit einer neu­en Star­link-Gene­ra­ti­on mit Namen V2 abge­stürzt. Bei wei­te­ren Satel­li­ten die­ser Rei­he muss­te die Umlauf­bahn kor­ri­giert wer­den. Die­se neu­en V2-Satel­li­ten sol­len die vier­fa­che Daten­ra­te über­tra­gen.

Abstür­ze von Star­link-Satel­li­ten sind kein sel­te­nes Phä­no­men. 2022 sind nach einem Son­nen­sturm 40 Satel­li­ten, die sich auf dem Weg zu ihrer Umlauf­bahn befan­den, abge­stürzt.

Weitere Anbieter in den Startlöchern, NASA sieht Probleme

Neben SpaceX star­tet nun auch Ama­zon mit einem eige­nen Satel­li­ten­pro­gramm. 2024 soll der Test­be­trieb begin­nen, 2026 will das Unter­neh­men bereits 1.600 Satel­li­ten im Orbit haben.

Die ame­ri­ka­ni­sche Welt­raum­agen­tur NASA ist schon seit eini­ger Zeit besorgt, dass allein die von SpaceX ange­kün­dig­ten 30.000 Satel­li­ten eine „poten­zi­el­le Zunah­me der Häu­fig­keit von Zusam­men­stö­ßen“ her­vor­ru­fen und damit Aus­wir­kun­gen auf die wis­sen­schaft­li­chen und bemann­ten Raum­fahrt­mis­sio­nen der NASA haben könn­ten.

Die SpaceX Satel­li­ten, so befürch­tet die NASA, wer­den auch Pro­ble­me für wis­sen­schaft­li­che Mis­sio­nen ver­ur­sa­chen. Bereits jetzt wer­den Auf­nah­men des Hub­ble-Welt­raum­te­le­skops durch die Satel­li­ten gestört.

Die Fede­ral Com­mu­ni­ca­ti­ons Com­mis­si­on (FCC) in den USA hat bis­lang die Anträ­ge von SpaceX und ande­ren Anbie­tern bewil­ligt, wei­te­re Satel­li­ten zu star­ten. Die Zahl der erlaub­ten Satel­li­ten für SpaceX liegt nach der letz­ten Ent­schei­dung im Dezem­ber 2022 bei 7.500 Exem­pla­ren der V2 Gene­ra­ti­on und 12.000 Satel­li­ten der 1. Gene­ra­ti­on.

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