Norwegian Cruise Line: Ab 2022 Oberprima Klasse

Nach vielen Monaten des Wartens, hat Norwegian Cruise Line zum ersten Mal zahlreiche Details der neuen Schiffsklasse bekannt gegeben. Die Norwegian Prima, das erste von sechs neuen Schiffen, wird ab Sommer 2022 in See stechen. Crucero sprach dazu mit NCL-Europachef Kevin Bubolz.

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Chris­toph Assies: Nor­we­gi­an Pri­ma heißt das neue Schiff von Nor­we­gi­an Crui­se Line (NCL). Was sagen die Mit­be­wer­ber von AIDA zum Namen?

Kevin Bubolz: Das ist eine gute Fra­ge, die Sie aber AIDA stel­len müs­sen (lacht). Unser Name wird Eng­lisch aus­ge­spro­chen und bei unse­rem deut­schen Mit­be­wer­ber wird das Schiff ja nicht ein­fach nur Pri­ma genannt.
Es gibt sicher­lich kaum einen Schiffs­na­men auf der Welt, den es nur ein­mal gibt. Wir haben ein Kon­zept dahin­ter, es ist das ers­te Schiff einer bahn­bre­chen­den neu­en Schiffs­klas­se und in Bezug zur ita­lie­ni­schen Werft passt auch der ita­lie­ni­sche Name.

Zum Außen­de­sign habe ich in ers­ten Reak­tio­nen von einem opti­schen Ver­gleich zu MSC Sea­si­de und Scar­let Lady gele­sen. Was hat es mit der Form und vor allem mit dem neu­en Bug­de­sign auf sich?

Die bei­den ande­ren genann­ten Schif­fe sind auch bei Fin­can­tie­ri gebaut wor­den, wie jetzt Nor­we­gi­an Pri­ma. Sehr wahr­schein­lich gibt es gewis­se Ähn­lich­kei­ten in der Inge­nieurs­kunst für die Schif­fe.
Wenn wir uns die Schif­fe der Mey­er Werft aus Papen­burg anschau­en, gibt es da ja auch gewis­se Ähn­lich­kei­ten unab­hän­gig von der Ree­de­rei. Unser Ansatz war bei der Pri­ma-Klas­se der Aus­bau der Nähe zum Oze­an.
Wir haben jetzt das erfolg­rei­che Water­front-Kon­zept der Breaka­way-Klas­se aus­ge­baut und noch mehr Flä­che außen geschaf­fen. Dafür ist die­ses Design per­fekt, weil hier nun die Maschi­nen in der Mit­te des Schif­fes lie­gen und wir so mehr Platz am Heck für Außen­be­rei­che haben. Der Bug hat aus Effi­zi­enz­grün­den die­se neue Form. Da geht es um bestimm­te Strö­mungs­ver­hält­nis­se. Die Nor­we­gi­an Pri­ma wird unser effi­zi­en­tes­tes Schiff.

Zusätz­lich wol­len wir mehr Platz pro Pas­sa­gier. Schon zwi­schen Nor­we­gi­an Escape und Nor­we­gi­an Enco­re hat sich das Ver­hält­nis deut­lich ver­bes­sert. Mit der Pri­ma-Klas­se geht das noch einen Schritt wei­ter.

Kevin Bubolz

Kevin Bubolz

ist seit März 2018 als Mana­ging Direc­tor Euro­pa-Chef von Nor­we­gi­an Crui­se Line und in die­ser Funk­ti­on zustän­dig für die Märk­te in Kon­ti­nen­tal­eu­ro­pa, Skan­di­na­vi­en und Finn­land. Als gebür­ti­ger Kie­ler, und durch die Nähe zum Meer, sind Schif­fe schon immer sei­ne Lei­den­schaft gewe­sen. Kevin Bubolz ist ver­hei­ra­tet und hat zwei Töch­ter, die sei­ne Begeis­te­rung für Kreuz­fahrt­schif­fe bereits tei­len.

Kevin Bubolz, Foto: © Julia Ben­ge­ser / Cru­ce­ro

Die Breaka­way-Plus-Klas­se war nach Ihren Anga­ben die erfolg­reichs­te Bau­rei­he in der Geschich­te von NCL. Kann die neue Klas­se die­sen Erfolg über­flü­geln?

In der Ver­gan­gen­heit konn­ten neue­re Schif­fe immer noch ein­mal die Zah­len vom Vor­gän­ger stei­gern. Durch Coro­na haben wir zwar das Han­di­cap, dass wir den Ver­kauf der ers­ten Rei­sen spä­ter gestar­tet haben, als es nor­mal der Fall gewe­sen wäre, wir rech­nen aber spe­zi­ell am Anfang mit einem Ansturm. Nach der ers­ten Ver­öf­fent­li­chung war das Inter­es­se bereits gewal­tig. Ohne­hin buchen die Men­schen ger­ne im Vor­aus und wol­len sich nach der lan­gen Coro­na-Zeit Träu­me erfül­len.

Nach den Schif­fen für mehr als 4000 Pas­sa­gie­re, wird NCL nun wie­der klei­ner und kom­pak­ter. Das scheint in die aktu­el­le Zeit zu pas­sen, ist aber schon vor­her fest­ge­legt wor­den. Was gab den Aus­schlag?

Zu unse­rer Phi­lo­so­phie gehört es, eine fle­xi­ble Flot­te zu haben. Wir wol­len eine Mischung im Grö­ßen­an­ge­bot. Wäh­rend ab Miami für die Kari­bik ein gro­ßes Schiff als zusätz­li­che Desti­na­ti­on gefragt ist, brau­chen wir in ande­ren Desti­na­tio­nen ein klei­ne­res, manö­vrier­fä­hi­ges Schiff, das auch klei­ne­re Häfen anlau­fen kann. Die sechs Schif­fe der Pri­ma-Klas­se, zwi­schen der Jewel- und der Breaka­way-Klas­se, erge­ben eine fle­xi­ble Flot­te.
Zusätz­lich wol­len wir mehr Platz pro Pas­sa­gier. Schon zwi­schen Nor­we­gi­an Escape und Nor­we­gi­an Enco­re hat sich das Ver­hält­nis deut­lich ver­bes­sert. Mit der Pri­ma-Klas­se geht das noch einen Schritt wei­ter.
Man muss sich vor Augen füh­ren, dass die Nor­we­gi­an Pri­ma im Ver­gleich zur Nor­we­gi­an Breaka­way nur zehn Pro­zent klei­ner ist, aber 800 Pas­sa­gie­re weni­ger an Bord auf­nimmt. Die Nor­we­gi­an Pri­ma wird im Ver­gleich zu Mit­be­wer­bern füh­rend beim Platz­an­ge­bot pro Pas­sa­gier sein.

Inwie­fern spiel­ten aktu­el­le Her­aus­for­de­run­gen der Kreuz­fahrt durch Coro­na bei der Ent­wick­lung der Nor­we­gi­an Pri­ma eine Rol­le? Gibt es bei­spiels­wei­se ein Buf­fet-Ange­bot?

Das wird es geben. Coro­na hat die Ent­wick­lung der Pri­ma-Klas­se nicht beein­flusst. Wir waren bei eini­gen Aspek­ten bereits auf der rich­ti­gen Spur.
Was das Buf­fet angeht, wird es das auf der Nor­we­gi­an Pri­ma zunächst mit Bedie­nung geben. Spe­zi­ell in der Indul­ge Food Hall auf Deck 8 am Heck wer­den Spe­zia­li­tä­ten in Klein­kü­chen-Form ange­bo­ten, das ist aber aus­drück­lich nicht der Ersatz für das klas­si­sche Buf­fet.

Ent­wi­ckelt wur­de die neue Bau­rei­he mit der Fin­can­tie­ri-Werft in Ita­li­en, obwohl die meis­ten Schif­fe der NCL-Flot­te von der Mey­er Werft in Papen­burg kom­men. War­um der Wech­sel?

Wir sind mit der Mey­er Werft immer sehr zufrie­den gewe­sen und waren dort sehr ger­ne Kun­de. Die gro­ße Mehr­zahl unse­rer Schif­fe kommt immer­hin von der Mey­er Werft.
Im Fall der Pri­ma-Klas­se war es so, dass es in Papen­burg nicht mög­lich war, zu unse­rem gewünsch­ten Start­ter­min im Abstand von jeweils einem Jahr die­se sechs Schif­fe zu bekom­men. Dass die Mey­er Werft die­sen Zuschlag nun nicht bekom­men hat, heißt über­haupt nichts für die Zukunft. Die Mey­er Werft baut fan­tas­ti­sche Schif­fe.

Die Nor­we­gi­an Pri­ma soll die Pas­sa­gie­re noch näher an das Meer brin­gen und beson­ders viel Außen­flä­che bie­ten. Erle­ben wir eine neue Wert­schät­zung der frü­her selbst­ver­ständ­li­chen Cha­rak­ter­ei­gen­schaf­ten eines Pas­sa­gier­schif­fes?

Wenn Sie die Rück­be­sin­nung auf den Oze­an mei­nen, dann hof­fe ich das doch. Die Nor­we­gi­an Epic war im Prin­zip unser letz­tes Schiff, das zum Groß­teil nach innen gebaut wur­de mit weni­ger Mög­lich­kei­ten, zum Bei­spiel von ganz oben auf das Meer zu schau­en.
Mit der Break­way-Klas­se haben wir die Water­front ein­ge­führt, es kam fan­tas­tisch an und jetzt ent­wi­ckeln wir das wei­ter. Das Erleb­nis „Oze­an“ auf Deck 8 mit den Infi­ni­ty-Pools der Nor­we­gi­an Pri­ma muss fan­tas­tisch sein.

Schon bei den letz­ten Schif­fen der Breaka­way-Plus-Klas­se wur­de das Design immer gedie­ge­ner. Ist NCL in einem Image­wan­del vom bun­ten Fun-Ship zum Pre­mi­um-Crui­ser für die ent­spann­te Aus­zeit auf dem Was­ser?

Das kann man so sagen. Unser Chef Frank Del Rio hat unse­re Schwes­ter­mar­ke Ocea­nia Crui­ses ent­wi­ckelt und hat immer mehr Ein­flüs­se zu NCL gebracht. Wir haben immer mehr in Mate­ria­li­en und Qua­li­tät inves­tiert. Mitt­ler­wei­le posi­tio­nie­ren wir uns als Main-Stream-Crui­se­li­ne, jedoch am obers­ten Level die­ses Seg­ments.

Eine Kart­bahn, einen Klet­ter­gar­ten und den Aqua-Park habe ich auf den Ren­de­rings nicht gese­hen. Kommt da noch etwas?

Da kommt defi­ni­tiv noch etwas. Was genau, sagen wir aber noch nicht.

Der Haven wird zum Ele­va­ted Haven und öff­net sich mit mehr Son­nen­decks auch wei­ter dem Meer. In Rela­ti­on zur Nor­we­gi­an Enco­re wird dem Schiff-im-Schiff-Kom­plex in Rela­ti­on zur Grö­ße des Schif­fes deut­lich mehr Platz ein­ge­räumt. Wird die Pri­ma-Klas­se die Schiffs­klas­se für NCL´s Luxus­rei­sen?

Wir haben uns mit allen Ele­men­ten wei­ter­ent­wi­ckelt, dazu gehört auch The Haven. Wir haben dafür statt des Cour­ty­ards im Inne­ren mit dem neu­en Design des Schif­fes die Mög­lich­keit, den Luxus-Bereich nach hin­ten zu ver­le­gen und ihn deut­lich mehr zu öff­nen.

Das kuli­na­ri­sche Ange­bot setzt auf Bewähr­tes, teil­wei­se in neu­em Look, wie bei der Indul­ge Food Hall. Jetzt kommt mit The Latin Quar­ter eine neue Rich­tung dazu. Geben Sie uns einen Ein­blick in die Wei­ter­ent­wick­lung des kuli­na­ri­schen Ange­bots. Wel­che Rol­le spie­len die ver­schie­de­nen Märk­te von NCL bei der Zusam­men­stel­lung?

Es sind gar nicht die ver­schie­de­nen Märk­te, son­dern viel­mehr die span­nen­den neu­en Kon­zep­te und Rezep­te in der Kuli­na­rik. Beson­ders wich­tig ist uns bei neu­en Din­gen die Qua­li­tät. Ein Vor­teil bei unse­rem inter­na­tio­na­len Kon­zept ist es, dass die Men­schen vie­le neue kuli­na­ri­schen Din­ge ent­de­cken kön­nen.
Wir tes­ten stän­dig neue Din­ge, da bringt sich unser Chef Frank Del Rio auch per­sön­lich sehr stark ein. Zum kuli­na­ri­schen Ange­bot auf der Nor­we­gi­an Pri­ma haben wir bald wei­te­re Neu­ig­kei­ten.
NCL setzt für das Debüt der Nor­we­gi­an Pri­ma auf Euro­pa: Das sieht nach einem kla­ren Bekennt­nis zum euro­päi­schen Markt aus.
Ja, wir wer­den die Nor­we­gi­an Pri­ma direkt sehr inten­siv in Euro­pa nut­zen. Direkt die ers­te Kreuz­fahrt im August von Ams­ter­dam in Rich­tung Reykja­vik wird super wer­den und sich sicher schnell ver­kau­fen.
Die Wert­schät­zung für den euro­päi­schen Markt war bei uns immer groß. Wir haben in der ers­ten Sai­son mit der Pri­ma-Klas­se neun Schif­fe in Euro­pa und auch jetzt nach der Coro­na-Zwangs­pau­se star­tet die ers­te NCL-Kreuz­fahrt in Euro­pa.

Die Wert­schät­zung für den euro­päi­schen Markt war bei uns immer groß. Wir haben in der ers­ten Sai­son mit der Pri­ma-Klas­se neun Schif­fe in Euro­pa und auch jetzt nach der Coro­na-Zwangs­pau­se star­tet die ers­te NCL-Kreuz­fahrt in Euro­pa.

Kevin Bubolz

Nor­we­gi­an Breaka­way und Nor­we­gi­an Geta­way haben bereits War­ne­mün­de ange­lau­fen. Start­ha­fen war in der Ver­gan­gen­heit für eini­ge weni­ge Tou­ren Ham­burg für die Nor­we­gi­an Jade. Erklä­ren Sie die Rol­le der deut­schen Häfen für NCL.

Sie ste­hen auf der Lis­te und wir wach­sen wei­ter. Man sieht anhand des Neu­starts der Nor­we­gi­an Gem in La Roma­na und der Nor­we­gi­an Joy in Jamai­ka, dass wir uns immer neu­en Häfen öff­nen.
Das sind Häfen, die schon län­ger auf unse­rer Lis­te für künf­ti­ge Anläu­fe stan­den. Jetzt ist es durch Coro­na schnel­ler gegan­gen. Über die Zeit wer­den immer neue Häfen hin­zu­kom­men. Das schlie­ßen wir auch für die deut­schen Häfen nicht aus, kon­kret ist das aber noch nicht. Am Ende muss es in die glo­ba­le Pla­nung hin­ein­pas­sen.

Coro­na hat die Kreuz­fahrt schwer getrof­fen. Die einst am stärks­ten wach­sen­de Bran­che im Tou­ris­mus lahmt immer noch. NCL setzt mit gleich sechs Neu­be­stel­lun­gen trotz­dem klar auf Wachs­tum. Wie sehen Sie die Ent­wick­lung der Bran­che?

Die sehen wir sehr posi­tiv. In der Kreuz­fahrt besteht nach wie vor noch sehr viel Nach­hol­be­darf. Der gerin­ge Anteil am gesam­ten Rei­se­ver­kehr der Welt bie­tet noch so viel Poten­zi­al. Dafür brau­chen wir neue, inno­va­ti­ve Schif­fe, spe­zi­ell auch Inno­va­tio­nen im Bereich der Tech­nik.
Dass die Leu­te hung­rig sind und auf Kreuz­fahrt gehen möch­ten, zei­gen auch unse­re aktu­el­len Buchungs­zah­len. Wir sind der­zeit so gut im Vor­aus gebucht, wie noch nie. Die Durst­stre­cke war enorm, aber ich bin davon über­zeugt, dass sich die Lage spe­zi­ell für die Kreuz­fahrt schnell wie­der nor­ma­li­siert.

Das Gespräch führ­te Chris­toph Assies

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