TUI unter Beschuss: ZDF-Doku „Die Insider“ wiederholt Vorwürfe wie einst bei AIDA Cruises

TUI wehrt sich gegen Vorwürfe der ZDF-Doku „Die Insider“. Der Fall erinnert stark an eine frühere Sendung über AIDA Cruises im Jahr 2023.

Die jüngs­te Aus­ga­be des ZDF-For­mats „Die Insi­der“ hat eine Kon­tro­ver­se aus­ge­löst. In der Sen­dung vom 10. Juni 2025 rück­te die Redak­ti­on unter Mit­wir­kung der Ber­li­ner Pro­duk­ti­ons­fir­ma Film­fee den Rei­se­kon­zern TUI in den Fokus. Laut DWDL wur­de die Sen­dung von 2,25 Mil­lio­nen Zuschaue­rin­nen und Zuschau­ern in der linea­ren Aus­strah­lung ein­ge­schal­tet. Ziel war offen­bar, Miss­stän­de bei dem welt­weit agie­ren­den Unter­neh­men auf­zu­de­cken.

Die Metho­de der Recher­che stößt bei TUI auf mas­si­ve Kri­tik.

Laut Anga­ben des Unter­neh­mens hat Film­fee über einen Zeit­raum von fast zwei Jah­ren zahl­rei­che ehe­ma­li­ge Mit­ar­bei­ten­de kon­tak­tiert – teils sol­che, die schon seit Jah­ren nicht mehr bei TUI tätig sind. Aus Sicht des Kon­zerns wur­de gezielt nach beson­ders dra­ma­ti­schen Aus­sa­gen gesucht. Es habe sogar Hono­ra­re in Höhe von 800 Euro für Inter­views gege­ben. Vie­le Ange­spro­che­ne hät­ten jedoch abge­lehnt, ihre Aus­sa­gen zur Ver­fü­gung zu stel­len. Letzt­lich kamen in der Aus­strah­lung vier anony­me Per­so­nen zu Wort, deren Vor­wür­fe TUI ent­schie­den zurück­weist.

Zweifel an Methodik und Motivation

Der Kon­zern kri­ti­siert zudem, dass eine redak­tio­nel­le Abstim­mung über zen­tra­le The­men­fel­der mit dem ZDF nicht zustan­de kam. Ers­te Hin­wei­se auf die lau­fen­de Recher­che habe man im Jahr 2024 erhal­ten. TUI habe dar­auf­hin das Gespräch gesucht – jedoch sei eine inhalt­li­che Ein­bin­dung abge­lehnt wor­den. Erst im Mai 2025 sei man um kur­ze Stel­lung­nah­men gebe­ten wor­den, wobei die Fra­ge­stel­lun­gen laut TUI Zwei­fel an der jour­na­lis­ti­schen Sorg­falt auf­war­fen. Aus Sicht des Kon­zerns ist die Annah­me nicht unbe­grün­det, dass es den Machern der Sen­dung eher um publi­zis­ti­sche Wir­kung als um eine fak­ten­ba­sier­te Dar­stel­lung ging.

TUI ver­weist in die­sem Zusam­men­hang auf eine frü­he­re Aus­ga­be der Sen­dung, die sich mit der Deut­schen Bahn befass­te und in Tei­len kor­ri­giert wer­den muss­te. Die­se Erfah­rung wer­fe grund­sätz­li­che Fra­gen auf: Nach wel­chen jour­na­lis­ti­schen Stan­dards arbei­ten öffent­lich-recht­li­che Pro­duk­tio­nen? Wird mit dem Ein­satz von Bei­trags­gel­dern hin­rei­chend sorg­fäl­tig umge­gan­gen? Und wie ver­läss­lich sind anony­me Quel­len, wenn ihre Aus­sa­gen nicht unab­hän­gig über­prüf­bar sind?

Der Kon­zern betont sei­ne lang­jäh­ri­ge Zusam­men­ar­beit mit inter­na­tio­na­len Medi­en­ver­tre­tern und die eige­ne Bereit­schaft, Ein­bli­cke in die Arbeits­wei­se eines glo­bal täti­gen Rei­se­un­ter­neh­mens zu gewäh­ren. In der Zusam­men­ar­beit mit Jour­na­lis­tin­nen und Jour­na­lis­ten lege man Wert auf Trans­pa­renz und sach­li­che Auf­klä­rung. Der Ein­druck, die Redak­ti­on von „Die Insi­der“ habe gezielt nach Skan­da­len gesucht, bestär­ke die Zwei­fel an den Beweg­grün­den der Pro­duk­ti­on.

Konkrete Vorwürfe – und die Entgegnungen des Unternehmens

In der Sen­dung wur­den meh­re­re schwer­wie­gen­de Behaup­tun­gen über TUI und TUI Crui­ses erho­ben. Der Kon­zern setzt die­sen eine detail­lier­te Stel­lung­nah­me ent­ge­gen:

1. Bewer­tungs­sys­te­me für Hotels:
TUI nut­ze statt Ster­ne soge­nann­te Son­nen zur Kate­go­ri­sie­rung von Hotels – dies sei kein Täu­schungs­ver­such, son­dern ein prag­ma­ti­scher Schritt. Da es welt­weit kei­ne ein­heit­li­che Hotel­klas­si­fi­zie­rung gebe, sei­en unter­neh­mens­ei­ge­ne Sym­bo­le not­wen­dig. Auch ande­re Ver­an­stal­ter nutz­ten ver­gleich­ba­re Sys­te­me.

2. Irre­füh­ren­de Rei­se­an­ge­bo­te und Ver­kaufs­prak­ti­ken:
Die Dar­stel­lung, Ange­bo­te sei­en beschö­nigt und Rei­se­bü­ros han­del­ten aus­schließ­lich pro­vi­si­ons­ori­en­tiert, weist TUI zurück. Der Erfolg des Unter­neh­mens beru­he auf wie­der­keh­ren­der Kun­den­zu­frie­den­heit. Aus­sa­gen und Visua­li­sie­run­gen in den Kata­lo­gen sei­en auf den tat­säch­li­chen Daten der Unter­künf­te basiert. Zudem wer­de aktiv zur Nut­zung unab­hän­gi­ger Kun­den­be­wer­tun­gen gera­ten.

3. Kos­ten­lo­ses Rei­sen für Kin­der:
Die Kri­tik, wonach kos­ten­lo­se Kin­der­mit­nah­me nur für bestimm­te Zim­mer gel­te, sei unzu­tref­fend. Die Preis­ge­stal­tung rich­te sich nach Raum­grö­ße, Aus­stat­tung und Lage – nicht nach der Bele­gungs­art. Alle Anga­ben sei­en trans­pa­rent kom­mu­ni­ziert, die Aus­wahl oblie­ge dem Kun­den.

4. Insze­nier­te Freund­lich­keit:
Die Dar­stel­lung, Club­mit­ar­bei­ten­de gäben eine vor­ge­täusch­te Freund­schaft vor, wider­spre­che der Rea­li­tät. Die Teams sei­en pro­fes­sio­nell geschult und gestal­te­ten ein ganz­heit­li­ches Urlaubs­er­leb­nis. Fai­re Arbeits­be­din­gun­gen und gere­gel­te Arbeits­zei­ten sei­en dabei selbst­ver­ständ­lich.

5. Umgang mit Lebens­mit­tel­ab­fäl­len an Bord der Mein Schiff Flot­te:
Die Aus­sa­ge, Essens­res­te wür­den über Bord der Mein-Schiff-Flot­te ent­sorgt, bezeich­net TUI als irre­füh­rend. Abfäl­le wür­den dif­fe­ren­ziert gesam­melt, ver­ar­bei­tet und über­wie­gend land­sei­tig ent­sorgt oder recy­celt. Ein spe­zi­ell ent­wi­ckel­tes Sys­tem zur Trock­nung und Ver­bren­nung redu­zie­re Abfall­men­gen. Nur in Aus­nah­me­fäl­len – etwa wenn Häfen kei­ne Annah­me gewähr­leis­ten – kämen bio­lo­gisch unbe­denk­li­che Ent­sor­gungs­ver­fah­ren auf See zur Anwen­dung, stets unter Ein­hal­tung inter­na­tio­na­ler Vor­schrif­ten.

6. Son­nen­lie­gen-Knapp­heit bei TUI Crui­ses:
Die Unter­stel­lung, Lie­gen­man­gel die­ne der För­de­rung kos­ten­pflich­ti­ger Ent­span­nungs­be­rei­che, ent­beh­re jeder Grund­la­ge. Die Mein-Schiff-Flot­te bie­te zahl­rei­che kos­ten­lo­se Rück­zugs­or­te. Über 80 Pro­zent der Kabi­nen ver­füg­ten zudem über einen eige­nen Bal­kon. Der Besuch von Pools und Sau­nen sei unent­gelt­lich.

Die Gesamt­heit der Vor­wür­fe las­se Zwei­fel an der jour­na­lis­ti­schen Serio­si­tät der Sen­dung auf­kom­men, heißt es sei­tens TUI. Es stel­le sich die Fra­ge, ob es sich bei die­ser Form der Bericht­erstat­tung um einen gerecht­fer­tig­ten Bei­trag zur Medi­en­viel­falt han­de­le oder um ein Unter­hal­tungs­for­mat, das auf Kos­ten seriö­ser Unter­neh­men arbei­te.

Bereits im Jahr 2023 hat­te das glei­che ZDF-For­mat mit einer ähn­lich gela­ger­ten Pro­duk­ti­on über AIDA Crui­ses für Kri­tik gesorgt. Auch damals waren die Vor­wür­fe dif­fus, die Aus­sa­gen teils anonym, und das betrof­fe­ne Unter­neh­men sah sich gezwun­gen, öffent­lich Stel­lung zu bezie­hen.

Zur Startseite
Fehler gefunden? Schreiben Sie eine Mail an: redaktion@crucero-magazin.de

NEWSLETTER ANMELDUNG

Ihre Anmeldung konnte nicht gespeichert werden. Bitte versuchen Sie es erneut.
Ihre Anmeldung war erfolgreich.

Melden Sie sich zu unserem Newsletter an, um auf dem Laufenden zu bleiben.

DISKUSSION

You cannot copy content of this page